Der Dom ist seit über zwölf Jahrhunderten geistliches Zentrum des Bistums Osnabrück.
Das heutige Erscheinungsbild stammt überwiegend aus der Zeit der Spätromanik im 13. Jahrhundert. Besonders erwähnenswert sind das bronzene Taufbecken, das romanische Triumphkreuz und der beschauliche Kreuzgang aus dem 12. Jahrhundert sowie der Hochaltar.
Geschichte:
- Der Dom gilt als Keimzelle der Stadt Osnabrück und als wohl ältestes Bistum im Sachsenland.
- 780 kam es zur Gründung der Missionszelle an der Hasefurt. 786 folgte die Weihe der ersten Kirche und wohl gleichzeitig der Bau eines Klosters mit Kreuzgang. Der Missionskonvent bzw. Domstift war das erste Kloster des Bistums Osnabrück
- Um 800 kam es zur Bistumsgründung durch Karl d. Gr.. Um 820/30 folgte der Neubau einer Basilika. Bau der 2. Hälfte des 9. Jh. war die größte Kirche in Sachsen und eine der größten im gesamten Frankenreich.
- Ende des 9. Jh. sank die politische Bedeutung des Bistums Osnabrück erheblich, der Stellenwert der Kirche war durch die Gründungsreliquien Crispins und Crispinians und der hl. Regina (seit 9. Jh.) aber wohl gesichert.
- Heutiges Aussehen des Doms geht wesentlich auf Bischof Adolf von Tecklenburg (reg. 1216-1224; Adolf-Altar) zurück, unter Beteiligung der westfäl.-zisterziensischer Bauleute.
- Seit dem 12. Jh. fungierte das Kapitel als Kontrollinstanz gegenüber dem Bischof, spätestens seit 1217 wählte allein das Kapitel den Bischof. Mit Umwandlung des Bistums zum Kirchenstaat bildete das Kapitel den 1. Stand (2. Ritterschaft, 3. Städte)
- Die bis heute größte Auffälligkeit am Dom sind die verschieden großen Türme: für die Aufnahme von 4 neuen Glocken (1485/86) wurde der romanische SW-Turm durch den heutigen gotischen ersetzt. Gleichzeitig begann die Aufwertung des Domes gegenüber der Bürgerstadt mit Rathaus und Kirchtürmen. Das heutige Hauptportal bedeutet zudem repräsentativere Öffnung zur bürgerlichen, überwiegend protestantischen Stadt und bot außerdem mehr Raum für die neue gemeinsame Bittprozession nach dem großen Stadtbrand von 1530.
- Während dem 16. und frühen 17. Jh.folgte eine unsichere konfessionelle Situation im Domkapitel und der Bistumsleitung. Die Gegenreformation folgte während des Dreißigjährigen Krieges unter den Bischöfen E. Fr. von Hohenzollern (1623-25) und Fr. W. von Wartenberg (1625-1661).
- Seit dem Westfälischem Frieden, festgelegt in der Capitulatio perpetua Osnabrugensis, erhielt die Stadt Osnabrück den Status einer bikonfessionellen Stadt. Das Fürstbistum Osnabrück wurde nun abwechselnd (bis 1802) von katholischen und protestantischen Fürstbischöfen regiert. Die ev. Fürstbischöfe kamen aus dem welfischen Haus Braunschweig-Lüneburg, katholische wurden vom Kapitel gewählt. Parallel umfasste das Domkapitel seitdem auch protestantische Kapitulare, da im ausschlaggebenden „Normaljahr 1624“ 3 Kapitulare lutherisch waren.
- Im Zuge der Säkularisation 1802 kam es zur Auflösung des Bistums und 1858 Wiedereinrichtung.
Geschichten / Legenden:
- Im Brand von 1100 sahen die Menschen eine Sündenstrafe Gottes, denn die Christenheit wurde damals vom Konkurrenzkampf zwischen Kaiser und Papst erschüttert. Er führte zum Bittgang Kaiser Heinrich IV., dem sog. „Gang nach Canossa“, auf dem Bischof Benno II. (gest. 1088) ihn zum Papst begleitete. Zum Dank soll Benno II. den äußerst wertvollen, blaupurpurnen Seidenstoff als Geschenk des Kaisers erhalten haben, aus dem die sog. Benno-Kasel gefertigt wurde, die heute eines der Kernstücke des Domschatzes darstellt.
- Reliquien von Crispin und Crispinian:
- Eine Feuersbrunst hatte 1100 den Dom in Schutt und Asche gelegt, wobei eine große Zahl von Reliquien im Schutt begraben worden war, auch die Gebeine des hl. Crispinian (Crispin??). Da träumte einem Osnabrücker Mönch, die Gebeine seien nicht vernichtet, er müsse nur in der Brandstätte suchen, dann würde er sie finden. Bei seiner dortigen Suche sah er ein goldenes Licht zwischen den zerbrochenen Mauersteinen. Als er den Schutt beiseite räumte, wehte ihm plötzlich ein balsamischer Rosenduft entgegen – und strahlend blinkten ihm aus dem Geröll die wertvollen Reliquien entgegen.
- Die beiden römischen Heiligen Crispin und Crispinian, deren Gebeine von Karl dem Großen nach Osnabrück übertragen wurden, werden als Nebenpatrone des Doms bis heute verehrt. Sie starben in Soisson den Märtyrertod und waren Königspatrone der Karolinger.
- Schrein des seligen Reiners:
- Der Schrein (19. Jh.) in der westlichen Marienkapelle enthält die Gebeine des seligen Reiner (12 -1238), dessen Ruhestätte mehrmals im Dom „wanderte“. Bruder Reiner, der Sohn reicher Eltern, lebte als Eremit in einer engen Zelle neben dem Haupteingang des Domes in Enthaltsamkeit, Schweigen und Buße. Auf der nackten Haut trug er ein Kettenhemd, darüber ein raues Kleid, dessen kratzige Haare durch die Ösen des Hemdes drangen und in die Haut stachen. Darüber zog er einen eisernen Panzer, den er wiederum unter einer Tunika aus schlechtem Tuch verbarg. Alle Zehen waren mit Ringen besteckt, um die er ebenfalls Borsten gewickelt hatte. Von den Osnabrückern wurde er sehr verehrt und mit Nahrung versorgt. War die in seinen Augen zu unbescheiden, erlegte er sich später strengere Buße auf.
- Nach seinem Tod ereigneten sich verschiedene Wunder (1465?), die man den Fürbitten an seinem Grab zuschrieb. Eines davon wurde einem kleinen ertrunkenen Kind zuteil, das in seinem Kleid auf dem Stadtgraben treibend entdeckt wurde. Die verzweifelte Mutter rief um Gottes Hilfe und die Fürbitte Bruder Reiners. Auch als man dem Kind bereits das Totenhemd angezogen hatte, ließ sie darin nicht nach. Plötzlich regte sich das Kind und wurde wieder lebendig.
- Das Kettenhemd und ein Holzklotz, auf dem der Asket geschlafen hatte, konnten lange Zeit im Dom bestaunt werden.